Tourexpi
Von einer Safari erwartet man im Allgemeinen etwas
Überraschendes, eine spannende Jagd nach dem puren Erlebnis, ein wenig
Abenteuer und nicht zuletzt eine Trophäe. Übertragen auf eine Kunstsafari durch
Sachsen-Anhalt von der Saale bis zum Harz ist Letztere meist unerschwinglich,
denn wer kann sich schon ein Werk von Neo Rauch, Lyonel Feininger oder Sandra
del Pilar leisten, abgesehen von einem Nachdruck als Poster vielleicht? Dafür
ist aber der erlebte Kunstgenuss auf einer Reise von Halle über Aschersleben
und Quedlinburg zurück nach Halle umso größer und ihrer Qualität der
Kunsterlebnisse kaum zu übertreffen.
Beeindruckendes Kunst- und Kulturland Sachsen-Anhalt
Auf einem Streifzug durch das künstlerische
Sachsen-Anhalt, dem Bundesland im Herzen Deutschlands, breitet sich eine reiche
Kunst- und Kulturlandschaft aus, die ihres Gleichen sucht. Die Bedeutung der
Kulturszene für die Region und weit darüber hinaus kann gar nicht hoch genug
geschätzt werden. Kunstmuseen und Galerien fungieren hier nicht nur als
Bewahrer des kulturellen Erbes, sondern durchaus auch als Motor für
wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftlichen Dialog. Die Förderung von
Kunst und Kultur durch das Land Sachsen-Anhalt spielt dabei eine zentrale
Rolle. Durch zahlreiche Initiativen und Förderprogramme unterstützt das Land
sowohl etablierte Künstler als auch aufstrebende Talente, was zu einer
dynamischen und vielfältigen Kulturszene beiträgt. Diese Unterstützung spiegelt
sich in einer lebendigen Galerienlandschaft wider, die sowohl regionale als
auch internationale Kunst in den Fokus rückt und damit die kulturelle Identität
und Attraktivität Sachsen-Anhalts stärkt. Eine spannende Kunstsafari führt
zwischen Saale und Harz durch einen Teil des Kernlands deutscher Geschichte und
Kultur, durch eine Landschaft reich an besonderer Kunst und Geschichte. Die
Reise startet im Kunstmuseum Moritzburg auf der gleichnamigen Burg in Halle
(Saale) und führt weiter zur Neo Rauch Grafikstiftung in Aschersleben sowie zur
Feininger Galerie in der UNESCO-Welterbestadt Quedlinburg. Zum Abschluss kann
man, wieder in Halle (Saale) angelangt, die Kunsthalle Talstraße entdecken, die
derzeit eine interessante Ausstellung zur Romantik zeigt.
Aschersleben mit Neo Rauch und Rosa Loy
Kostüme und Bühnenbilder für Lohengrin sind in der
Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben das Thema einer großartigen
Ausstellung, die nicht nur Musik- und Modedesign-Liebhaber begeistert.
Rosa Loy und Neo Rauch arbeiten seit über 35 Jahren in Leipzig. Ihre
künstlerischen Wege sind miteinander verbunden. Beide haben an der Hochschule
für Grafik und Buchkunst in Leipzig in unterschiedlichen Fachklassen ihr Diplom
abgelegt und ihr Meisterschülerstudium abgeschlossen. Neben zahlreichen
Einzelausstellungen bundesweit und international stellten beide Künstler immer
wieder ihre Arbeiten gemeinsam aus.
Bühnenbild und Kostüme für Lohengrin
Das Jahr 2018 war dabei von einem außergewöhnlichen
Höhepunkt im Schaffen beider Künstler geprägt. Durch die Vermittlung des
Dirigenten Christian Thielemann und auf Einladung von Festspielleiterin Prof.
Katharina Wagner gestalteten Rosa Loy und Neo Rauch das Bühnenbild und die
Kostüme für die Bayreuther Lohengrin-Neuinszenierung in 2018. Für diese
großartigen Leistungen wurden beide Künstler im Jahr 2019 mit dem erstmals
verliehenen OPER!AWARDS! in den Kategorien Bühnenbild und Kostüme
ausgezeichnet. Die 12. Jahresausstellung der Grafikstiftung mit über 33
Objekten aus Bayreuth erinnert an die zauberhafte Atmosphäre der
Bayreuth-Inszenierung, nimmt diese auf und trägt sie an das Publikum weiter.
Für elf Monate erleben die Gäste analog zum Nietzschewort „Im Lohengrin gibt es
viel blaue Musik“ bisher ungewöhnliche Farbtöne und -klänge in den Räumen der
Grafikstiftung. Durch die Kooperation mit der Bayreuther Festspiele GmbH erhält
die Stiftung aus dem Fundus in Bayreuth Kostüme, Modelle der Bühnenbilder und
weitere Requisiten.
Kooperation mit den Festspielen Bayreuth
Aktuelle Papierarbeiten sowie zahlreiche europaweite
Leihgaben von privaten Sammlern ergänzen diese Schau und bieten eine
faszinierende, gegenwärtige Sicht auf die Inszenierung. Die Objekte wurden von
dem Bayreuther Kurator Marc Löhrer gemeinsam mit Neo Rauch und Rosa Loy in den
museumseigenen Räumen neu arrangiert. Marc Löhrer hat bei der Bayreuther
Festspiele GmbH die Ausstattungsleitung inne und arbeitete bei der Umsetzung
des Opernstücks eng mit dem Künstlerpaar zusammen.
Aschersleber Attraktivitäten
Die Ausstellung „Rosa Loy & Neo Rauch - BLÄUE -
Kostüme und Bühnenbilder für Lohengrin Bayreuther Festspiele 2018“ in der
Grafikstiftung Neo Rauch ist noch bis zum 27. April 2025 in Aschersleben zu
sehen. Darüber hinaus ist das schöne Aschersleben, die älteste Stadt in
Sachsen-Anhalt, zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Auf Grund seiner Lage gilt
Aschersleben als das „Tor zum Harz“. Die weitere Liste der sehenswerten Plätze,
Gebäude, Denkmäler und Kulturorte in Aschersleben ist lang: Bestehornhaus,
Städtisches Museum, St.-Stephani-Kirche, St. Margarethen-Kirche,
Heilig-Kreuz-Kirche, St.-Michaels- und St.-Johannis-Kirche, Synagoge, die
Stadtbefestigungsanlage mit dem imposanten Johannisturm, dem Turm am Marsfeld,
die Westdorfer Warte, das Aschersleber Rathaus, der Graue Hof, die Altstadt und
der Markt mit dem Hennebrunnen und die zum Flanieren einladende Herrenbreite.
Quedlinburg und Feininger
Auch die Welterbestadt Quedlinburg reiht sich ein in die
Kunstsafariliste mit besonderen Höhepunkten. Neben all dem hübschen Fachwerk,
der imposanten Geschichte und dem berühmten Quedlinberger Schlossberg, sollte
man sich unbedingt ein bedeutendes Museum der Moderne ansehen: das Museum
Lyonel Feiniger.
Familie Feininger im Blickfeld
Im Herbst 2024 rückt in Quedlinburg im Museum Lyonel
Feininger die Familie Feininger in den Fokus – genauer: Theodore Lux Feininger.
Der jüngste Sohn von Lyonel und Julia Feininger trat als Künstler in die
Fußstapfen seines Vaters, löste sich aber alsbald stilistisch von ihm. T Lux,
der seine Werke nie mit dem Familiennamen signiert hat, gilt als „Moderner
Romantiker“ – und unter dieser Prämisse steht auch das Ausstellungsprojekt, das
zusammen mit der Stiftung Bauhaus in Dessau, dem Angermuseum in Erfurt und dem
Kunstmuseum in Ahrenshoop an vier Ausstellungsorten realisiert wird. Im Museum
Lyonel Feininger geht es vor allem um „Magic Moments“: Augenblicke,
Erinnerungen, magische Momente eben, die T Lux Feininger auf Papier oder
Leinwand bannte. Frauendarstellungen nehmen in seinem Werk viel Raum ein.
Besonders interessant an ihnen ist das Frauenbild, das die Zeit reflektiert, in
der die Bilder entstanden sind und das umfasst beinahe ein Jahrhundert. Die
umfangreiche und hochkarätige Dauerausstellung Lyonel Feininger in Quedlinburg
gibt einen Überblick über das vielseitige Schaffendes Karikaturisten,
Grafikers, Malers, Bauhausmeisters und Fotografen Lyonel Feininger, eines der
bedeutendsten Vertreter der Kunst der Klassischen Moderne. Mitmachstationen
laden zum Sehen, Hören und Entdecken des facettenreichen Werks ein. Lyonel
Feininger begann seine künstlerische Karriere als kommerzieller Karikaturist
bei verschiedenen deutschen, französischen und US- amerikanischen Zeitungen und
Zeitschriften. Darüber hinaus werden auch die kreative Künstlerfamilie
Feininger sowie die wechselvolle Geschichte des Museums beleuchtet.
Kulturgenuss in der Händelstadt Halle
Große Kultur-Schaffende und Inspirationsorte sind
Markenzeichen der Händelstadt Halle. Sie krönen den Geburtsort Georg Friedrich
Händels zur kulturellen Hochburg mit Charme, zur Metropole für Kunst und
Design. Dazu liegt Halle auch noch zentral in Mitteldeutschland, in direkter
Nachbarschaft des Flughafens Leipzig-Halle.
Dem Himmel so nahe
Mit der Burg Giebichenstein und dem Kunstmuseum
Moritzburg stehen in Halle zugleich die älteste und die jüngste Burg an der
Saale. Die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe zu Nebra, die erste konkrete
Himmelsdarstellung der Menschheit, ist ebenfalls in Halle zuhause. Außerdem ist
die Händelstadt Sitz der traditionsreichen, über 500 Jahre alten
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Bundeskulturstiftung sowie der
Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Auch die ehemalige
Waisen- und Schulanstalt der Franckeschen Stiftungen bildet einen Kultur- und
Wissenschaftskosmos europäischen Ranges. Als größtes Fachwerksensemble Europas
beherbergen die Stiftungen eine einmalige Kunst- und Naturalienkammer sowie
eine barocken Kulissenbibliothek und sind unter anderem Heimstätte für den
ältesten weltlichen Knabenchor Deutschlands - den „Stadtsingechor zu Halle“. In
der Marktkirche sind die Original-Totenmaske des Reformators Martin Luther und
die Abdrücke seiner Hände ausgestellt. Die benachbarte Marienbibliothek gilt
als die älteste evangelische Kirchenbibliothek Deutschlands und beherbergt
wertvolle Unikate und Handschriften aus der Reformation.
Imposante Türme als Blickfang
Der Marktplatz, seit dem 12. Jahrhundert Zentrum und Herz
der Stadt, wird durch die Silhouette der fünf Türme der Marktkirche sowie des
Roten Turms geprägt. Im Händel-Haus in der Nähe des Marktes wurde 1685 der
berühmteste Sohn der Stadt, der Barockkomponist Georg Friedrich Händel geboren.
Das Museum enthält Ausstellungen zu Leben und Werk Händels, zur Musikgeschichte
der Region und eine Sammlung wertvoller, historischer Musikinstrumente. Händel
zu Ehren finden seit 1922 die internationalen Händel-Festspiele in Halle statt.
Die Franckeschen Stiftungen zu Halle (gegründet 1698) beherbergen in über 50
original erhaltenen Gebäuden aus drei Jahrhunderten Schulen, Kindergärten,
Lehr- und Forschungs-institute sowie Gewerbebetriebe. Die historische
Schulstadt des Pfarrers und Pietisten August Hermann Francke (1663-1727) steht
als lebendiges Zeugnis des Reformwerkes des Halleschen Pietismus auf der
Vorschlagsliste für das UNESCO-Weltkulturerbe. Zu besichtigen sind die
Historische Bibliothek im ältesten Bibliothekszweckbau Deutschlands (1728) und
die Kunst- und Naturalienkammer (1741), das einzige original erhaltene
Barockkabinett Deutschlands, im Historischen Waisenhaus.
Halles Spuren des Weißen Goldes
Im Technischen Halloren- und Salinemuseum, der ehemaligen
Königlichen Saline, lässt sich die Geschichte des „weißen Goldes“, das Halle
einst reich machte, erleben. Die Kunst des Salzsiedens beherrschen bis heute
nur die Halloren, die bereits 1491 eine bis heute existierende Brüderschaft der
Salzwirker im Thale zu Halle gründeten. Der berühmte Silberschatz ist nur
selten zu sehen, dafür aber Festkleider, Bräuche und Handwerkszeug.
Faszinierendes Archäologie-Museum
Man sollte Halle nicht verlassen, ohne im Landesmuseum
für Vorgeschichte die Landesausstellung die Welt der Himmelsscheibe von Nebra
zu besuchen. Das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) ist einen
ausführlichen Besuch wert, gehört es doch zu den wichtigsten archäologischen
Museen in Mitteleuropa. Seine Ausstellungen sind immer wieder ein
außergewöhnliches Erlebnis und vermitteln aktuellste Forschung in großartigen
Bildern und Geschichten. Neben der berühmten Himmelsscheibe von Nebra fesseln
unzählige weitere Objekte von internationaler Bedeutung. Jedes Stück nimmt
seinen speziellen Platz in der Kulturgeschichte des Menschen ein und macht den
Museumsbesuch zu einer lebendigen Reise in unsere Vergangenheit. Sechs
thematische Ausstellungsabschnitte führen Sie durch nahezu 400.000 Jahre
Menschheitsgeschichte: Vom Beginn der Steinzeit bis zur frühen römischen
Kaiserzeit.
Im Felde der Romantik
Damit noch nicht genug der sachsen-anhaltinischen
Kunstsafari-Abenteuer. Denn an einem Thema kommt in diesem Caspar David
Friedrich-Jahr keiner vorbei: die Romantik prägt das internationale
Ausstellungsgeschehen, so auch in Halle. Kunsthalle Talstraße zeigt „Sehnsucht
Romantik“. Malerei, Grafik und Video zum Thema Romantik kann man noch bis zum
03. November 2024 in der Kunsthalle Talstraße in Halle sehen. Die Ausstellung
führt gattungsübergreifend Werke verschiedener Medien zusammen, bei denen man
von einer Kontinuität romantischer Vorstellungen im Laufe der Kulturgeschichte
sprechen kann.
Halles Kunsthalle Talstraße
Ausgangspunkt sind Gemälde der historischen Romantik und
des Biedermeier. Anknüpfend daran zeigt die Schau Werke der Moderne und des 20.
Jahrhunderts bis zur Gegenwart, die es ermöglichen, den Spuren der Romantik
nachzugehen. Gezeigt werden mehr als 80 Werke, einen ausgezeichneten
Ausstellungskatalog gibt es natürlich auch dazu, herausgegeben von Matthias
Rataiczyk und dem Kunstverein Talstraße e. V. „Sehnsucht Romantik“ (ISBN
978-3-948389-10-9), der in seiner Reproduktionsqualität, seiner Typographie und
ästhetischen Gestaltung Maßstäbe setzt. Der Verein „Talstraße“ wurde 1991 von
Absolvent/innen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, unter der Vision
gemeinsamer Werkstätten und Ausstellungen, gegründet. Die Räumlichkeiten
wuchsen mit der Zeit zu einer beliebten Begegnungsstätte, in der neben den
Ausstellungen auch bis heute Vorträge, Lesungen, Konzerte und Feste
stattfinden. Im Laufe der Jahre haben hier schon zahlreiche internationale
Künstler/innen ausgestellt, wodurch der Kunstverein Talstraße e.V. den Schritt
zu einem renommierten Ausstellungshaus mit überregionaler Beachtung geschafft
hat. Diese wünscht man auch der Kunstsafari durch Sachsen-Anhalt, denn es gibt
noch zahlreiche weitere Regionen in diesem Bundesland, die sich für eine
spannende Kunstsafari eignen, Kunst- und Kulturgenuss garantiert.
www.verliebtinhalle.de
www.aschersleben-tourismus.de
und www.quedlinburg.de
Bildnachweis:
© PRB
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