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Fachleute aus Tourismus, Politik und Wirtschaft diskutierten, wie die Generation 60+ künftig reist – und welche Chancen sich daraus für Destinationen und Anbieter ergeben.
Starke Signale aus Bingen
Nach dem Empfang um 13 Uhr eröffnete Thomas Feser, Oberbürgermeister von Bingen und Präsident des TCWTF, die Tagung. Er betonte, dass der Rhein mit seinen Weinbergen, Städten und Schiffstouren seit jeher ein Magnet für ältere Reisende sei – und heute mehr denn je eine sichere und attraktive Wahl für „junggebliebene Best Ager“.
Im Anschluss hielt Thomas Bösl, Sprecher der Quality Travel Alliance (QTA), einen Impulsvortrag. Darin erinnerte er an das berühmte Lied von Udo Jürgens: „Mit 66 Jahren“. In den 1970er-Jahren habe die Generation 60+ noch für Rückzug gestanden – heute sei das Gegenteil der Fall.
Die Best Ager seien wirtschaftlich hoch begehrt und ganz anders aufgestellt: gesundheitlich fitter, gebildeter sowie kulturell und sprachlich viel offener. Moderne Technologien, etwa KI-gestützte Übersetzungen, reduzierten Sprachbarrieren zusätzlich. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Reisen nicht selbstverständlich sei – gerade deshalb gehe die Generation 60+ heute bewusster mit ihrer Freiheit um. Am stärksten profitierten davon authentische Reiseziele und Produkte, die Bewegung, Sport und Kultur verbinden. Bösl plädierte zudem für eine Stärkung des Deutschlandtourismus sowie für die Entwicklung spezieller Formate wie „Großvater-Enkel-Reisen“, die das Miteinander der Generationen fördern. Auch Themen wie Selfness, Wellness und Entschleunigung gewännen für Best Ager zunehmend an Bedeutung.
Trends und Zahlen
Hüseyin Baraner, Generalsekretär des TCWTF, stellte die neuesten Statistiken und Entwicklungen vor. Er zeigte auf, dass die Generation 60+ inzwischen die stabilste und zugleich wachstumsstärkste Zielgruppe im europäischen Tourismus ist. Laut Statistischem Bundesamt wird Deutschland im Jahr 2034 mehr als 27 Millionen Menschen über 67 Jahre zählen – ein enormes Potenzial für Reisebüros, Veranstalter, Hotellerie und Fluggesellschaften. Schon heute entfallen rund 43 % aller Urlaubsreisen in Deutschland auf ältere Menschen, Tendenz steigend. Während früher die Reiseintensität mit dem Alter stark abnahm, nähern sich die Senioren inzwischen den jüngeren Jahrgängen an: Immer mehr verreisen regelmäßig, viele sogar mehrfach im Jahr. Damit etablieren sich die Best Ager zunehmend als Wachstumsmotor des europäischen Tourismus. Baraner betonte außerdem, dass die deutsche Reisebranche verpflichtet sei, neue, lebendige und einladende Konzepte für Senioren zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass uns erneut branchenfremde Unternehmen das Geschäft mit den Best Agern wegnehmen.“ Zudem wies er darauf hin, dass laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden bereits 2034 rund 27 Millionen Menschen in Deutschland älter als 67 Jahre sein werden.
Internationale Perspektiven
Mehmet Akif Inam, Generalkonsul der Republik Türkei in Mainz, skizzierte neue Infrastrukturprojekte für Best Ager in der Türkei, darunter barrierefreie Hotelanlagen und medizinisch-touristische Einrichtungen. Er betonte zugleich die Bedeutung der Zielgruppe aus türkischer Sicht: Best Ager stellen in der Nebensaison bereits mehr als die Hälfte aller Gäste, zeichnen sich durch längere Aufenthalte und hohe Wiederkehrraten aus und gelten damit als besonders treue Reisende. Die Türkei sei für diese Gruppe ideal – nicht nur wegen der guten Erreichbarkeit, sondern auch aufgrund der vertrauten Ähnlichkeiten zwischen deutschen und türkischen Destinationen. Daraus entstünden Chancen für eine enge Zusammenarbeit, gerade im Segment Best Ager. Das Konsulat in Mainz signalisiere zudem Bereitschaft, bei der Vernetzung von Partnern zu unterstützen – auch im Rahmen von Städtepartnerschaften.
Angebote und Bedürfnisse
Besonderes Interesse fanden die Praxisbeiträge:
Claudia Wagner, Geschäftsführerin von Fit Reisen, stellte erfolgreiche Wellness- und Gesundheitsprogramme vor. In ihrem „Rhein 66 Best Ager Workshop“ zeigte sie aktuelle Trends von Ayurveda-Reisen bis zu modernen Selfness-Konzepten auf und betonte: Die Zukunft des Reisens sei untrennbar mit gesunder Lebensgestaltung verbunden. Best Ager-Resorts müssten daher höchst komfortabel sein, alle Annehmlichkeiten bieten und durch erstklassigen Service überzeugen – von geräumigen Zimmern über erholsame Wellnessprogramme bis hin zu wirksamen Health-Packages für unterschiedlichste Bedürfnisse. Hochwertige Verpflegung sorge für pure Genussmomente, ergänzt durch zusätzliche Betreuung, Shuttleservices und barrierefreie Ausstattung. „So entsteht ein Umfeld, in dem Best Ager wirklich zur Ruhe kommen und ihre Mobilität ohne Einschränkung genießen können“, fasste Wagner zusammen.
Xinru Fang vom Chinesischen Außenhandelsamt berichtete über den Visa-Wegfall für deutsche Touristen in China, der gerade auch älteren Gästen neue Möglichkeiten eröffnet.
Michael Blum, Inhaber von Blum Connect, analysierte, wie Best Ager im Urlaub agieren – von Reisevorlieben bis Konsumverhalten – und warum sie als besonders lukrative Zielgruppe gelten.
Im anschließenden Reisebüro- und Hotelpanel, moderiert von Anke Budde (Präsidentin des ASR), wurde diskutiert, wie Reiseveranstalter und Hoteliers ihre Angebote gezielt auf diese Altersgruppe zuschneiden können. Den musikalischen Akzent setzte Sänger Sanny Schlager mit einem Beitrag zu Musikreisen für Best Ager.
Chancen für die Zukunft
Nach der Kaffeepause sprach Hanna Kleber (Kleber Group / Corps Touristique) über das Motto „70 ist das neue 50“. Sie zeigte auf, dass viele Menschen jenseits der 60 fitter, mobiler und anspruchsvoller reisen als frühere Generationen.
Ein Zukunftsthema griff Sven Klawunder auf: In seiner Keynote erklärte er, wie digitale Prozesse, biometrische Kontrollen und automatisierte Gepäckabgabe ältere Reisende unterstützen können – sofern die Technik verständlich und zugänglich bleibt. Anhand einer Präsentation von MODI Vision for Identification zeigte er den durchgängig digitalisierten Passagierprozess: von der Vorab-Registrierung zuhause oder am Kiosk über automatisches Bag-Drop, Sicherheits- und Passkontrollen bis hin zu Loungezugang, Shopping und Boarding – alles gesteuert durch biometrische Erkennung. Für Best Ager könne dies enorme Vorteile bringen: weniger Stress, kürzere Wartezeiten und barrierefreie Abläufe. Voraussetzung sei jedoch, dass die Systeme vertrauenswürdig, transparent und einfach bedienbar gestaltet werden.
Internationale Impulse
Besonders praxisnah war das Ungarn-Panel, in dem Experten aus Tourismus, Medizin und Wellness über Dentalreisen, Thermalbäder und Kulturangebote berichteten. Den gesundheitlichen Aspekt griff auch Tan Başar auf, der das Modell von Ayka Vital Park vorstellte, wo Best Ager längere Kur- und Gesundheitsaufenthalte verbringen können.
Zum Abschluss präsentierte Acar Ünlü, Bürgermeister von Marmaris, Kriterien, wie eine Destination für ältere Gäste attraktiv gestaltet werden kann – von medizinischer Versorgung über Infrastruktur bis hin zu kulturellen Angeboten.
Fazit
Mit einem Dank an die Teilnehmenden endete die Konferenz gegen 18:45 Uhr. Das Resümee: Der Markt der Best Ager wächst dynamisch, erfordert jedoch maßgeschneiderte Angebote – von gesundheitlicher Vorsorge über barrierefreie Infrastruktur bis hin zu Erlebnissen, die Lebenslust und Sicherheit verbinden. Bingen am Rhein zeigte sich dabei nicht nur als Gastgeber, sondern auch als Beispielregion, wie Tradition, Natur und moderne Tourismuskonzepte zusammenwirken können.
Bildnachweis: © Tourexpi
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