Tourexpi
Bereits 1165 erhielt man das Stadt- und Marktprivileg. Da
sich hier bedeutende Heer- und Handelsstraßen kreuzten, wuchs schnell die
Bedeutung auch als Wirtschaftsstandort, wie man heute zu sagen pflegt. Kaiser
Maximilian I verlieh 1497 den Messestatus, in der Mitte des letzten
Jahrhunderts hatte Leipzig eine führende Position im internationalen Messewesen
inne, an die das 1996 eröffnete neue Messegelände mit moderner Architektur und
großzügigen Alleen anknüpft. Wer heute Sachsens Wirtschafts- und Kulturmetropole
besucht, spürt überall eine neue Aufbruchstimmung. Und in 2024 und 2025 zieht
Leipzig die Gäste an mit einem bunten Reigen an großen Jubiläen, die große
Aufmerksamkeit verdient haben.
Kaffee liegt in der Stadt
Der Charme der Leipziger Innenstadt wird durch einige
architektonische Besonderheiten geprägt. Viel wertvolle Altbausubstanz wurde
und wird erhalten, ein breitgefächertes System an Passagen und Hofdurchgängen,
wie man es in so geschlossener Formation sonst nirgendwo findet, verleiht der
Stadt nicht nur durch Geschäftspassagen internationales Flair. Von Durchhöfen
wie der Kretschmanns Hof über Durchhäuser wie der Barthels Hof aus dem 18.
Jahrhundert bis zu den Messehäusern aus dem 19. Jahrhundert, eleganten
Durchgängen und modernen Shoppingmeilen wie der Mädlerpassage gibt es hier
Stadtarchitektur zu sehen, die Alt und Neu harmonisch miteinander verbindet.
Und fast an jeder Ecke ein kleines, schickes Kaffeehaus, denn Kaffee und
Leipzig gehören seit ewigen Zeiten untrennbar zusammen. Hier unterhielten die
ersten Kaffeehausmusiker Deutschlands wie Georg Philipp Telemann mit seinem
1701 gegründeten Collegium musicum die Schlürfer, besuchte Johann Sebastian
Bach über zwanzig Jahre lang zwei Mal pro Woche das Zimmermannsche Kaffeehaus
in der Katharinenstraße. Seine Kaffeekantate ist der Höhepunkt der
Kaffeehausmusik des 18. Jahrhunderts. Sogar der Kanon „C-a-f-f-e-e“, der vom
übermäßigen Genuss des „braunen Türkentranks“ abhalten sollte, wurde im
Kaffeeland Sachsens erfunden, genutzt hat er wenig. Adam Heinrich Schütze
eröffnete bereits 1694 den barocken „Coffee Baum“ in der Kleinen Fischergasse
und schenkte erstmals Kaffee aus. Für Jahrhunderte trafen sich beim süßen
Braunen Geistesgrößen wie Schumann, Bach und Grieg, selbst Goethe, Klinger und
E.T.A. Hoffmann gaben sich dem Genuss der Bohne im Meißner Porzellan hin. Nur
Friedrich der Große verpasste ihnen den uncharmanten Namen „Kaffeesachsen“,
weil die sächsischen Soldaten im Siebenjährigen Krieg wenig Kampfesmut
bewiesen. „Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfen!“ entschuldigten sie sich beim
Monarchen. Dessen Beleidigung traf sie aber nicht weiter, denn ihnen waren
ausgiebige Kaffee- und Kuchengelage wichtiger als Siege auf den europäischen
Schlachtfeldern. Dort erlitten sie meistens Niederlagen oder kämpften auf der
falschen Seite. In der Schlacht bei Jena und Auerstedt zum Beispiel, wo sie an
der Seite Preußens gegen Napoleon unterlagen, sieben Jahre später kämpften sie
an der Seite Napoleons und gehörten zu den Unterlegenen in der Völkerschlacht
bei Leipzig. Wahrscheinlich war da ihr Kaffee eher eine „Plempe“, der
coffeinhaltige Aufguss zu dünn geraten. Dass die Liebe in Leipzig durch den
Magen geht, wird nicht nur mit der Kaffeetradition bewiesen. Neben dem „Scheelchen
Heeßen“ zählen „Leipziger Allerlei“, das Mürbeteiggebäck „Leipziger Lerche“
oder die „Leipziger Gose“, eine leicht säuerliche, obergärige Bierspezialität
zu den kulinarischen Genüssen. Nicht zu vergessen der „Orgelschmaus“, der jetzt
wieder angeboten wird und mit dem man wie zu J. S. Bachs Zeiten nach
vollbrachter Orgelprüfung sich rund futtern kann. Dazu tragen natürlich auch
die Quarkkeulchen, Bachtaler, Bachpfeifen und der „Leipziger Allasch“ bei, ein
süßer Kümmellikör, der vor dem Platzen retten soll. Den braucht man auch, wenn
man die Leipziger Kneipenmeile „Drallewatsch“ überstehen will, eine
einzigartige Mischung aus Gastronomiegeschichte, Szenetreffpunkt und
Kulturtradition. Im Areal um Richard-Wagner- und Burgplatz mit Großer und
Kleiner Fleischergasse, Matthäikirchhof, Barfußgässchen, Klostergasse,
Thomaskirchhof und Burgstraße locken Bars, Kneipen und Restaurants jeden Abend
zum bunten Treiben vor, hinter und unter dem Tresen, unter Leipzigern
scherzhaft auch das Bermuda-Dreieck genannt. Und was hat es mit den Jubiläen
auf sich?
35 Jahre Mauerfall – Es begann in Leipzig
Leipzig und die Friedliche Revolution sind als ein
Meilenstein der Geschichte untrennbar miteinander verbunden. Der 9. Oktober
1989 war ein Meilenstein und die Grundlage für die deutsche Einheit zugleich.
Mit dem Lichtfest Leipzig erinnert die Stadt alljährlich am 9. Oktober an die
Ereignisse der Friedlichen Revolution im Herbst 1989. Bereits seit 1982 hatten
Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen regelmäßig zu Friedensgebeten in
die Nikolaikirche eingeladen. Von hier gingen im September 1989 die Montagsdemonstrationen
aus. Nach den Friedensgebeten versammelten sich am 9. Oktober – auch Tag der
Entscheidung genannt – in der Leipziger Innenstadt schließlich mehr als 70.000,
wahrscheinlich über 100.000 Menschen, um mit den berühmten Rufen „Wir sind das
Volk“ und „Keine Gewalt“ rund um den Innenstadtring zu demonstrieren. Mit Mut
und Besonnenheit legten die Demonstranten den fortschreitenden Machtverlust der
DDR-Funktionäre bloß, die befürchtete Militär-Offensive blieb aus. Das
SED-Regime kapitulierte vor der friedlichen Übermacht der DDR-Bürger. Der Mut
jedes einzelnen Teilnehmers kann nicht hoch genug geschätzt werden. Der
gewaltfreie Verlauf der Montagsdemonstrationen ist ein Glücksfall der
Geschichte, oder, wie der damalige Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer,
im Rückblick einschätzte, „ein Wunder biblischen Ausmaßes“. Der 9. Oktober 1989
war der Durchbruch für die Friedliche Revolution und ein Schlüsselereignis der
deutschen und europäischen Geschichte. Das Datum gilt als Katalysator für den
Fall der Mauer am 9. November 1989 und schließlich die deutsche
Wiedervereinigung 1990. 2024 jähren sich die Ereignisse zum 35. Mal. Der Mut
der Leipzigerinnen und Leipziger und der 9. Oktober sind in die Geschichte
eingegangen. Um an diesen Meilenstein der Friedlichen Revolution zu erinnern
und die Bedeutung der Ereignisse auch jüngeren Generationen näher zu bringen,
begeht Leipzig den jährlichen Gedenktag mit dem Lichtfest Leipzig.
Lichtfest Leipzig am 9. Oktober 2024
Anlässlich des 35. Jahrestages findet das Lichtfest
Leipzig am 9. Oktober 2024 auf dem gesamten Innenstadtring entlang der
authentischen Demonstrationsroute statt. Rund 20 nationale und internationale
Künstlerteams werden die historischen Ereignisse vom Herbst '89 künstlerisch
aufgreifen, und im öffentlichen Raum emotional erlebbar machen. Spektakuläre
Mappings, Projektionen, Musik, Performance und andere künstlerische
Interventionen werden wie schon in den Jubiläumsjahren 2009 und 2014 wieder
zehntausende Menschen rund um den Innenstadtring begeistern.
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
Ein bewegenden Überblick über die DDR-Diktaturgeschichte
und deren Aufarbeitung im Jubiläumsjahr 2024, dem 35. Jahr nach der Friedlichen
Revolution, bietet das Museum die „Runde Ecke“. Das Geäude war 40 Jahre lang in
Leipzig das Symbol für die
Unterdrückung durch die SED und die flächendeckende
Überwachung der Bevölkerung. Seit 1989 ist sie auch ein Symbol der
Selbstbefreiung der DDR-Bevölkerung von der kommunistischen Diktatur, denn hier
entmachteten die Montagsdemonstranten am 4. Dezember 1989 eine der wichtigsten
Stützen des SED-Regimes, das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Die
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker ist
unmittelbar aus der Friedlichen Revolution hervorgegangen und heute ein Ort des
politischen und gesellschaftlichen Diskurses. Seit 2012 zählt sie zum
Europäischen Kulturerbe „Eiserner Vorhang“. Die historische Ausstellung „Stasi
– Macht und Banalität“ informiert in den Originalräumen der ehemaligen
Bezirksverwaltung der Leipziger Staatssicherheit anhand ausgewählter Objekte
und Dokumente über den Aufbau und die Arbeitsweise der Geheimpolizei in der
DDR. Linoleumfußboden, Scherengitter an den Fenstern, Überwachungskameras oder
auch das originalgetreu eingerichtete Büro eines hauptamtlichen Mitarbeiters
erinnern an die einstige Nutzung des Gebäudes. Zu sehen sind außerdem Geräte
zur Kontrolle von Briefen, Päckchen oder Telegrammen, von der Stasi
angefertigte Geruchsproben von vermeintlichen oder wirklichen Gegnern der
DDR-Politik, eine nachgebaute Zelle der Leipziger
Stasi-Untersuchungshaftanstalt oder auch die Informationstafeln zur ehemaligen
zentralen Hinrichtungsstätte, für deren Erhalt sich seit den 90er Jahren das
Bürgerkomitee einsetzt. Ein Rundgang durch die Ausstellung vergegenwärtigt dem
Besucher, wie die SED ihren Überwachungsstaat aufbaute und die DDR-Bürger
systematisch ihrer Grundrechte beraubte. Zu diesem Themenkomplex gehört auch
ein empfehlenswerter Besuch im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig - Haus der
Geschichte der BRD. Das am 9. Oktober 1999 eröffnete Ausstellungs- und
Dokumentationszentrum widmet sich der Geschichte der deutschen Teilung, des
Alltagslebens in der DDR, dem Wiedervereinigungsprozess sowie den
Herausforderungen Deutschlands im 21. Jahrhundert mit beeindruckenden
Dokumenten, Exponaten und interaktiven Elementen.
Reise zu den Kulturen der Welt
Das Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig feiert in
diesem Jahr seine 150-jährige Eröffnung. Es blickt nach dieser Zeit auf eine
lange Geschichte zurück. 1874 wurde es als zweites Kunstgewerbemuseum
Deutschlands eröffnet und zählt bis heute zu den bedeutendsten Einrichtungen
seiner Art in Europa. Seine reichen Sammlungen sind in Materialien, Epochen und
Herkunftsgebieten geradezu enzyklopädisch angelegt und erlauben einen selten
gewordenen Überblick auf die Entwicklung von Kunsthandwerk und Industrieform.
Zur besonderen Spezifik gehört seine von jeher enge Bindung an die Kunst der
Gegenwart, die u.a. in den 1920 gegründeten Grassimessen Ausdruck findet.
Seinen Standort hatte das Museum bis 1926 im von Hugo Licht erbauten Alten
Grassimuseum, in dem heute die Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz
untergebracht ist. Der Name des Grassimuseums leitet sich ab von Franz Dominic
Grassi, einem Kaufmann mit italienischen Wurzeln, der nach seinem Tod im Jahr
1880 der Stadt ein Vermögen von über zwei Millionen Mark vererbte. Daraus
wurden zahlreiche Bauvorhaben finanziert, darunter das Alte Grassimuseum.
Zwischen 1925 bis 1929 errichtete die Stadt ein neues Grassimuseum am
Johannisplatz als eines der modernsten Museumsensembles jener Zeit. Das Gebäude
mit seinem Art déco- und Bauhausschmuck ist selbst ein Exponat. Nach schweren
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und jahrzehntelanger Vernachlässigung
erfolgte in den Jahren 2000 bis 2005 die bauliche Sanierung und die
schrittweise Wiedereröffnung. Das Grassimuseum beherbergt neben dem Grassi
Museum für Angewandte Kunst auch das Grassi Museum für Völkerkunde und das
Grassi Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig. In seiner
Komplexität, mit seinen Sälen, Hallen und grünen Hofgärten sowie dem
benachbarten Alten Johannisfriedhof ist das Grassimuseum ein kulturelles
Highlight in Leipzig.
Ein halbes Jahrtausend Auerbachs Keller
Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn ein Gasthaus
nicht alles richtig gemacht hat, das sein 500-jähriges Bestehen feiern kann.
Kein Wunder, dass man am Eingang von Auerbachs Keller in Leipzig dann auch von
Mephisto begrüßt wird. Das großartiges Erbe und der historische Auftrag machen
den Ort auch weiterhin zum gesellschaftlichen Mittelpunkt in Leipzig. Als
Dr. Heinrich Stromer von Auerbach im Jahr 1525 erstmals Wein im Keller seines
Hauses an Studenten ausschenken ließ, war dies die Geburtsstunde für eines der
traditionsreichsten Gasthäuser Deutschlands - Auerbachs Keller. Der Leipziger
Mediziner und Universitätsprofessor legte den Grundstein für eine bis heute
andauernde Erfolgsgeschichte.
1625 ließ dann sein Urenkel Johann Vetzer den Fassritt
des legendären Dr. Faustus auf zwei Tafeln im Kellergewölbe malen und
aufhängen. Damit wurde die Sage endgültig verortet.
Es gibt im Jubiläumsjahr ein erlebnisreiches Programm mit
Events für Groß und Klein. Den Höhepunkt markiert Ostern 2025. Es ist der Geist
der Jahrhunderte alten Geschichte und der Zaubermythos von Goethes Werk, der
das Haus bis heute unverkennbar umweht. Mit jedem Gast wird die Geschichte von
Auerbach Kellers weitergeschrieben, Goethes studentische Szene im „Faust“ und
der damit sagenumwobene Ort des Teufelswerkes verläuft wie ein roter Faden bis
in die Neuzeit. Heute kann Mephistopheles in Person von Hartmut Müller mit
einem als Gastrotainment zu bezeichnenden Schauspielerauftritt gebucht
werden. Auerbachs Keller will damit anregen, in den „Faust“ - einzutauchen und
sich mit Geschichte zu befassen, denn sie ist tagessaktueller denn je: Woher
kommen wir, wo stehen wir und wohin gehen wir.
Sportliches, Kulturelles, Entertainment und Kulinarisches
lassen sich hier hervorragend verbinden. Und warum einmal nicht einen Besuch in
der RB Arena mit einem Thomaner- oder Opernkonzertabend verbinden, ins Cabaret
gehen und anschließend im Drallewatsch abfeiern. Leipziger Lebenslust sind
keine Grenzen gesetzt. www.auerbachs-keller-leipzig.de
www.leipzig.travel
und www.lichtfest.leipziger-freiheit.de
Bildnachweis:
© PRB
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