Tourexpi
Bei der BRdV-Konferenz in Frankfurt haben die Betriebsräte der Flughäfen mit Vertretern von Politik, Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft
(BDL)
und
Wissenschaft
die
Probleme
des
Luftverkehrs
in
Deutschland
diskutiert.
Der Luftverkehr in Deutschland fällt im weltweiten Wettbewerb immer weiter zurück. Die Welt fliegt buchstäblich um Deutschland herum, weil Fliegen in oder über Deutschland durch die Standortkosten zu teuer geworden ist. Innerdeutsche Flüge werden eingestellt oder reduziert, Zubringerflüge von regionalen Airports zu den großen deutschen Hubs Frankfurt und München werden immer weniger angeboten. Die regionalen Flughäfen und der deutsche Luftverkehr insgesamt verlieren an Konnektivität und Bedeutung.
Während im weltweiten Luftverkehr Flughäfen oder Airlines intensiv staatlich gefördert werden, verliert die Politik die Bedeutung des Luftverkehrs hierzulande zunehmend aus den Augen und gefährdet damit die Erholung und Zukunft der Branche.
Dazu kommen die Anforderungen und Auflagen für die Nachhaltigkeitsziele,
die
die
Unternehmen
der
Branche
erfüllen
müssen.
Eine
Transformation
zur
Klimaneutralität
kann
aber
nur
gelingen,
wenn
Fliegen
in
Deutschland
wettbewerbsfähig
bleibt
und
der
Luftverkehr
seine
Rolle
als
Motor
für
die
Wirtschaft,
mit
einer
jährlichen
Wertschöpfung
von
60
Mrd.
Euro
und
800.000
Arbeitsplätzen,
weiterhin
wahrnehmen
kann.
Nicht nur die Stahl- und Automobilbranche steht unter gewaltigem Druck, auch der Luftverkehr ist hochgradig gefährdet. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die Politik jetzt die richtigen Entscheidungen trifft, um nicht die globale Vernetzung der deutschen Wirtschaft weiter zu gefährden.
Zum Auftakt der Konferenz begrüßte die Arbeitsdirektorin der Fraport AG Julia Kranenberg als Gastgeberin die Teilnehmer:innen der BRdV-Konferenz. Die gesetzten Themenschwerpunkte Klimaschutz und Nachhaltigkeit der BRdV-Konferenz sind von zentraler Bedeutung für die Attraktivität der Branche.
Julia Kranenberg: „Klimaschutz ist nicht nur ein Muss, sondern auch mein Herzenswunsch. Die deutsche Luftverkehrsbranche bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten,
die
Standortkosten
sind
jedoch
ein
Riesenthema.“
Harald Rohr Geschäftsführer FAS GmbH, stellte das Bauprojekt Terminal 3 der Fraport AG vor. Mehr als 4 Mrd. Euro sind geflossen, hauptsächlich in die regionale Wirtschaft.
Jana Baschin, Leitung Unternehmensentwicklung
und
Nachhaltigkeit
und
Felix
Kreutel,
Leiter
Immobilien
und
Energie,
beide
Fraport
AG,
stellten
die
Klimaschutzziele
des
Flughafens
Frankfurt
vor.
Fraport
wird
bis
zum
Jahr
2045
CO2-frei
werden.
Jana
Baschin:
„Nachhaltigkeit
ist
kein
Mainstream,
Nachhaltigkeit
bedeutet
Zukunftsfähigkeit!“
Dr. Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer
des
BDL
stellte
die
Strategien
zum
Klimaschutz
im
Luftverkehr
aus
Sicht
des
Dachverbands
der
Luftverkehrsbranche
vor.
Erfolgsversprechend sind aus Sicht des BDL: Effizienzsteigerung,
Sustainable
Aviation
Fuel
(SAF)
und
zukünftig
Wasserstoff
oder
Elektrofliegen,
um
den
Luftverkehr
klimaneutral
oder
sogar
CO2-neutral
zu
machen.
Die erneut angehobene Luftverkehrsteuer und die hohen Gebühren für Flugsicherung und Luftsicherheit werfen den Luftverkehr im internationalen Vergleich zurück. Ins Ausland abwandernder Verkehr lässt die deutschen Anstrengungen zum Klimaschutz verpuffen.
Die Politik versage aber, indem sie die Luftverkehrssteuer, entgegen früherer Zusagen, artfremd verwende. 2 Mrd. Euro aus der Luftverkehrssteuer fehlen nun, um zum Beispiel SAF Treibstoffe im industriellen Umfang herstellen zu können.
Dr. Joachim Lang, BDL: „Die Politik der Regierung schadet dem Luftverkehr. Die hohen Standortkosten sind die Ursache für die mangelnde Erholung.“
Prof. Dr. Karl-Rudolf Rupprecht von der Frankfurt University of Applied Sciences bestätigte mit seinen Untersuchungen die Erforderlichkeit eines gemeinsamen Verständnisses und Handelns von Politik – Sozialpartnern – Unternehmen für einen erfolgreichen Luftverkehrsstandort.
„Luftverkehr
ist
nur
dann
zukunftsfähig,
wenn
es
gelingt,
die
Anforderungen
des
Wettbewerbs,
des
Klimaschutzes
und
für
gute
Arbeitsplätze
zu
vereinen.“
In der aktuellen Fehlentwicklung des Luftverkehrs bestätigt er die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft den Anschluss und Menschen die Vernetzungen und Erfahrungen verlieren.
Prof. Dr. Rupprecht, Frankfurt UAS: „Gelder aus dem Luftverkehr, z.B. durch die Luftverkehrssteuer, wird der Branche und den Arbeitskräften entzogen und dann nicht zweckgebunden eingesetzt. Das ist grober Unfug! Es verhindert den raschen ökologischen Wandel und gefährdet Arbeitsplätze der Zukunft.“
An der Podiumsdiskussion nahm Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, teil. Er sieht Hessen in einer Vorbildfunktion und wird die zu hohe Belastung des Luftverkehrs auch im Bundesrat thematisieren und dort auf die Reduzierung der Luftverkehrssteuer drängen.
Kaweh Mansoori: „Der Flughafen Frankfurt ist eine tragende Säule der Wirtschaft in Rhein-Main und Hessen. Wir wissen als Landesregierung auch um die Bedeutung, die der Flughafen für Arbeitsplätzen auch in anderen Branchen und den langfristigen Wohlstand in Hessen hat. Wir setzen uns daher dafür ein, dass die Kosten für Gebühren und Entgelte nicht weiter steigen. Wir wollen, dass bei uns in leise und saubere Flugzeuge und moderne Technologien investiert wird. Dafür braucht die Branche Spielräume. Jede Verlagerung ins Ausland kostet Arbeitsplätze und führt nur dazu, dass Menschen zu schlechteren Umwelt- und Sozialstandards fliegen. Hessen setzt sich dafür ein, dass mindestens die Hälfte der Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer und andere Einnahmen des Bundes aus dem Luftverkehr für den Markthochlauf von alternativen Kraftstoffen und technologischen Weiterentwicklungen für effiziente Flugzeuge ausgegeben wird.“
Begleitet wurde die BRdV-Konferenz durch die Gewerkschaftsvertreter
Sven
Bergelin
(ver.di),
Eckhard
Schwill
(komba)
und
Jan
Heile
als
Repräsentant
des
Flughafenverbandes
ADV.
Die
105.
Betriebsrätekonferenz
ist
vom
26.
bis
28.
Mai
2025
in
Köln
geplant.
Bildnachweis:
© AA
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