Tourexpi
Kurz
bevor Yellowknifes berühmte Schneeburg ihren letzten Schliff
erhielt, wandte sich ein kleiner Junge aus der Gegend an Anthony Foliot, auch
bekannt als der SnowKing oder zu deutsch Schneekönig, und überreichte ihm ein
Geschenk. „Es war ein Stück der Burg vom letzten Jahr, und er erzählte, dass er
es das ganze Jahr über in der Tiefkühltruhe seiner Mutter aufbewahrt hatte“,
berichtet Foliot. Er und sein Team beschlossen, dass mit dem Geschenk des
Jungen etwas Besonderes gemacht werden musste, und formten zwei Hände aus Eis,
um das Stück zu halten. Es wurde zu einem festen Bestandteil der Burg – ein
Symbol für die Kontinuität des SnowKing Winter Festivals, einer der ältesten und
beliebtesten Traditionsveranstaltungen in den Northwest Territories.
Wie
alles begann
Foliot
ist oft auf einer der Bänke im Innenhof der Burg zu finden – unverkennbar durch
seinen klassischen weißen SnowKing-Bart und dem leuchtend blauen Overall. In
der Nähe sausen Kinder die Mini-Schneerutsche hinunter und klettern an einem
Seilnetz. Eine längere Rutsche mit zwei Rutschbahnen befindet sich direkt
hinter ihnen.
Das
Snowcastle floriert seit über 20 Jahren. „Jedes Jahr wollen wir es besser und
größer machen“, sagt Foliot. Die erste Burg war eine bescheidene Konstruktion,
die er für seine Kinder baute. Sie erwies sich allerdings als so beliebt, dass
sie zu einer lokalen Tradition und über die Jahre zu einem alljährlichen Event
wurde, das Besucher aus ganz Kanada und weit darüber hinaus anzieht.
Winterliche
Kulisse
Die
Gestaltung der eisigen Burg ändert sich jedes Jahr: Es ist ein wahrer Palast
mit mehreren Räumen, einem Café, einem VIP-Bereich, einer Bühne und einem
Innenhof. Die Burg wird auf dem dick zugefrorenen Great
Slave Lake, direkt vor Yeelowknifes lebhaften Woodyard- Viertel und neben
Foliots leuchtend blau-gelben Hausboot errichtet.
Die
kunstvolle Burg ist von funkelnden Schneeskulpturen umgeben, und der vereiste
Parkplatz erstreckt sich in Richtung weiterer Hausboote, die in der Yellowknife
Bay festgefroren sind.
Ein
kleiner Junge rennt auf Foliot zu, um ihm eine High Five zu geben. Andere
Kinder grüßen schüchtern, mutigere können es sich nicht nehmen lassen ihn zu
umarmen. Der Stolz des Schneekönigs ist offensichtlich. „Ich gebe meiner
Gemeinde viel zurück“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Über
den SnowKing höchstpersönlich
Foliot
zog mit einer abgeschlossenen Ausbildung im Baugewerbe in der Tasche vor mehr
als 35 Jahren nach Yellowknife. Damals wie heute arbeitet er saisonal und
verdient sein Geld im Sommer mit Frachttransporten auf dem Great Slave Lake.
Jetzt ist seine Winterbeschäftigung der Bau und die Verwaltung der
beeindruckenden Eisburg – und dafür ist er auch am meisten bekannt.
„Das
Schöne daran, auf meinem Hausboot zu leben und keine Miete zu zahlen, ist, dass
ich nicht jeden Cent umdrehen muss“, sagt er. „Die meisten Mitarbeiter hier
sorgen dafür, dass sie sich im Januar und Februar freinehmen können, um an
diesem Projekt mitzuwirken.“ Und das ist trotz der vielen Händen wahrlich keine
leichte Aufgabe!
Was
es zum Errichten des Winterkönigreichs braucht
Die
Crew besteht aus 15 Vollzeit-Mitarbeitern, die von weiteren Handwerkern und
Schnitzern an Wochenenden oder nach Feierabend unterstützt werden. Fünf Stunden
am Tag, sieben Tage die Woche, zwei Monate lang schuftet das Team, um die
eisigen Wände hochzuziehen. Laut Foliot ist es die langjährige Erfahrung seiner
Crew, die es ermöglicht, die Schneeburg Jahr für Jahr über sich hinauswachsen
zu lassen. Er ermutigt seine Mitarbeiter ihrer Kreativität freien Lauf zu
lassen.
Einige
Besonderheiten, die so entstanden, sind beispielsweise verschnörkelte
Schnitzereien, kristallene Fenster, eine Bar aus poliertem Eis, Eisskulpturen,
ein riesiger Drachenkopf, der den Burghof vervollständigt – und natürlich die
Rutschen. „Die Rutsche letztes Jahr war schon gut“, erzählt Foliot „, aber
Avalanche Kid“ – einer der Mitarbeiter, die alle einen schneereichen Spitznamen
tragen – „wollte unbedingt noch einen draufsetzen und hat sich dieses Jahr
richtig ins Zeug gelegt.“
Im
Jahr 2016 ragte die Rutsche dann fast bis zur Höhe der Burgmauern hinauf, wobei
man beim Warten auf der Plattform vor der Rutsche einen kaum zu übertreffenden
Blick auf die Yellowknife Bay hatte. Zwei parallele Rutschen führten unter
einer Brücke hindurch, von der man optimal actionreiche Aufnahmen von der
Rutschpartie schießen konnte. Die Bahnen führten dann in entgegengesetzte
Richtungen und beförderten die vergnügt jauchzenden Fahrer auf den eisigen
Boden den Innenhofs. Rutschen auf eigene Gefahr!
Mit
der Brücke und allem, was dazugehörte, war dies ein Kunststück, von dem selbst
Foliot sagt, dass er nicht wusste, ob es gelingen würde. Aber mit ihrer
jahrzehntelangen Erfahrung gelingt es der Crew immer wieder, Yellowknife in ein
königliches Winterreich zu verwandeln.
„Das
Team ist seit vielen Jahren dasselbe“, erzählt Foliot. Joe Snow sei seit 12
Jahren dabei, Avalanche Kid seit 8 Jahren und Baron Von Blizzad und Snowbird
seit etwa fünf Jahren. Dank ihrer daraus resultierenden Erfahrungen, sind sie
gut ein gut eingespieltes Team und ziehen an einem Strang, wenn es darum geht,
jedes Jahr über sich hinauszuwachsen.
Yellowknifes
SnowKing Winter Festival
Das
alljährliche SnowKing Winter Festival in Yellowknife findet den ganzen März
über statt. Neben den Eisskulpturen und Rutschen können sich die Besucher auf
Kunstausstellungen, eine Vielzahl von Musik- und Tanzaufführungen, Comedy-Shows
und vieles mehr freuen.
Weitere
Informationen über die Northwest Territories gibt es unter www.spectacularnwt.de.
Bildnachweis:
© Snowkings’ Winter Festival
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